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Allerheiligenauftrag

Schwarze Zähne sind zwischen seinen Zahnlücken zu vernehmen. Die verfilzten, grau-weissen, dünn gesäten Haare, die ihren Ansatz am Hinterkopf haben, hängen verfranzt knapp über seine Schultern. Sie vernimmt seinen schnellen Atem im Genick, der so modrig riecht, wie seine Haut aussieht. Seine löchrigen, schwarzen Wollhosen sind kein Modeaccessoire, seine Lederweste zeugt von einer Zeit, in der Gesellen als solche erkennbar waren.

Sie entkommt dem zu geringen Abstand, schlendert unauffällig auf die Toilette. Dort hinterlässt die kalte Toilettenbrille ein Gefühl wie ein glatter Felsen bei vier Grad Celsius, während sich vom versponnenen Winkel in der Ecke ihre achtbeinige, schwarze, 7 Zentimeter grosse Bewohnerin abseilt. In der Zeit, in der sie ihr Geschäft beendet, dessen Geruch sie nicht schätzt, obwohl es ihr eigener ist, schweifen ihre Gedanken zu den Worten Ihres Auftraggebers:
«Seien Sie achtsam! Sie haben es mit ausgekochten Profis zu tun.»
«Es bleibt aber dabei, …»
Sie zuckt zusammen, indem sie das Pochen vernimmt. Laut. Sieben Mal hintereinander, gleichwohl nur 3 Sekunden vergehen.
«Was machen sie da drin.»
«Na was wohl, sie Arschloch.» Dies murmelt sie so leise, dass es im Spülvorgang untergeht.
Frankensteins Monster mustert sie mit einem Blick, der ihr Gänsehaut bereitet, wie sie die Türe öffnet. Er drückt sich augenblicklich an ihr vorbei.

Unterwegs zum Buffet, an dem mit Blut gefüllte, dicke Gläser stehen, passiert sie eine vernarbte Frau. Diese verströmt einen Gestank von verfaultem Fleisch, passend zu ihren eigenartigen Löchern im Gesicht. Das Kleid, oder was davon übrig ist, ist im Stil des 17. Jahrhunderts. Es ist zerfetzt, völlig verdreckt. So wie wenn es 400 Jahre lang in einem Grab vor sich hergefault wäre.

Die Politikstudentin, deren erster Einsatz es ist, setzt sich auf die Veranda. Dort ist ein Heizpilz aufgestellt. Bizarre Flammen züngeln aus ihm heraus, ein Auto mit quietschenden Reifen bleibt stehen. Weitere Zombies und Hexen entsteigen dem Fahrzeug. Der Kombi ist kaum für so ein grosses Grüppchen zugelassen. Alle stürmen das Wohnhaus, das sie eben verlassen hat. Hier draussen streift ein bissiger Wind durch das Geäst, das schon vor 2 Wochen seine bunte Blätterpracht verloren hat. Von dieser ist nur verfaulte Biomasse am Boden übrig. Der unangenehme Luftzug ist offenbar unfähig gegen den Nebel etwas auszurichten, der genaue Beobachtungen im Haus gegenüber unmöglich macht. Ihre Gedanken schweifen zurück zum Gespräch, das den Anfang dieses Abends markierte:
«Im Idealfall sprechen Sie nicht mal die gleiche Sprache. Stellen Sie sich doof. Das kommt immer gut an.»
«Warum ich?»
«Sie sind noch unbekannt.»
«Jemand anders hätte, so wie ich, eine gute Verkleidung.»
«Trotzdem. Die Leute achten auf Gesichtszüge, kleine persönliche Merkmale, wie Närbchen, Muttermale.»
«Und nur hinhören? Einfach berichten, was gesagt wird?»
«Ja, jeder Fetzen kann uns weiterhelfen.»

Sie betrachtet die kunstvoll ausgehöhlten Kürbisse, die durch die Teelichter in ihrem Inneren bizarre Muster an die Balustradenmauer zaubern. Sie ist mit ihrem harmlosen Auftrag auf dieser Halloweenparty dieser grossen Sache auf der Spur. Endlich kommt sie zusammen mit dem Geheimdienst den Geschehnissen näher und wer hinter diesen Gruppen der Gegner stecken, deren einziges Ziel es ist, die Demokratie zu stürzen.

 

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